Immer wieder geraten Ersthelfer*innen bei Ertrinkungsunfällen bei einem Rettungsversuch selbst in Gefahr. Natürlich gilt das oberste Gebot für jede Erste Hilfe: „Eigenschutz geht vor Fremdschutz“, aber in solchen Ausnahmesituationen ist es schwer einen kühlen Kopf zu bewahren, besonders wenn du die gefährdete Person gut kennst oder ein Familienmitglied ist, die vor deinen Augen unterzugehen droht. Trotzdem ist es wichtig die Situation richtig einzuschätzen, besonders bei Fließgewässern ist die Gefahr für die Helfer*innen groß.
Als ersten Schritt sollte immer die Rettungskette in Gang gesetzt werden, d.h. wähle einen Notruf oder veranlasse jemand anderen dazu. Welche Notrufnummer du wählst ist nicht so wichtig, ob die Euronotrufnummer 112 oder 130 für den Kurzruf der Wasserrettung in OÖ, durch Bekanntgabe der Unfallart und des Unfallortes werden die Rettungskräfte alarmiert.
Wenn du dich körperlich in der Lage fühlst selbst zu helfen und den Ertrinkenden aus dem Wasser zu holen, solltest du dich nach einem Rettungsmittel umsehen, bevorzugt nach allem was schwimmt: Vom Boot, Surf- oder SUP-Board bis hin zu einer Luftmatratze oder einer Poolnudel. Bei einer ertrinkenden Person, die noch bei Bewusstsein ist, solltest du auf alle Fälle etwas mitnehmen, das du zwischen dich und dem Ertrinkenden bringen kannst.
Damit verhinderst du als Helfer*in umschlungen zu werden, wenn du die ertrinkende Person erreicht hast. Zur Not hilft hier auch ein Handtuch, das du reichen kannst.
Abhängig vom Rettungsmittel kannst du abschätzen, ob du die Distanz hin und zurück mit dem Opfer tatsächlich schaffst. Ohne schwimmfähiges Rettungsmittel ist eine Rettung bereits aus 15-20 Metern nur für wirklich gute Schwimmer*innen möglich.
Behalte das Opfer beim Anschwimmen immer im Auge, damit du die Stelle kennst, falls es untergeht. Hast du es zurück ans Ufer geschafft, hängen die nächsten Schritt vom Zustand des Opfers ab.
Ist es ohne Bewusstsein, kontrolliere die Atmung durch Hören, Sehen und Fühlen über Nase und Mund und ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Ist keine Atmung spürbar, beginne mit 5 Beatmungen durch den Mund, indem du den Kopf überstreckst und die Nase zuhältst, anschließend 30 Herzdruckmassagen über dem Brustbein in rascher Folge.
Mach weiter im Rhythmus 2 Beatmungen, 30 Druckmassagen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. Wer Angst hat, hier etwas faslch zu machen: ALLES ist in dieser Situation besser als nichts zu tun.
Schutzmasken für die Mund-zu-Mund-Beatmung um dich vor diversen Ansteckungen zu schützen gibt's als praktische Schlüsselanhänger ua. beim Roten Kreuz.
Sollte das Opfer zwar atmen aber bewusstlos sein, bringe es in die stabile Seitenlage. Kontrolliere aber in kurzen Abständen immer wieder die Atmung.
Auch bei einem ansprechbaren Opfer ist ein Beinahe-Ertrinkungsunfall eine ernste Angelegenheit, besonders wenn viel Wasser geschluckt wurde und auch in die Lunge gelangt ist. In diesem Fall sollte unbedingt ein Krankenhaus aufgesucht werden um das sogenannte „sekundäre Ertrinken“ zu vermeiden, dass Stunden bzw. Tage später durch Ödeme in der Lunge zum Tod führen kann. Besondere Anzeichen dafür sind Atembeschwerden und Husten, die noch Stunden nach dem eigentlichen Unfall auftreten, Blässe und Teilnahmslosigkeit.
Bei stärkeren Strömungen solltest du als Erst-Helfer*in nie ungesichert ins Wasser springen – die äußeren Umstände, die den Ertrinkenden bedrohen, werden auch dich in Lebensgefahr bringen. Versuche stattdessen vom Ufer aus zu helfen. Vielleicht ist das Opfer so nahe, dass es einen hingereichten Stock, Ast, ein Kleidungstück oder ähnliches greifen kann. Bei vielen Wehranlagen hängen Rettungsringe, die zugeworfen werden können oder vielleicht ist ein Seil in der Nähe, vielleicht ein Abschleppseil im Auto?
Vermeide auf alle Fälle fixe Seilverbindungen, aus denen du dich im Wasser nicht lösen kannst, z.B. stecke deinen Oberkörper oder deine Hände nicht in Seilschlingen, auch wenn diese sich nicht von selbst zuziehen, kann der Druck der Wasserströmung dazu führen, dass du dich nicht befreien kannst und unter die Oberfläche gedrückt wirst.
Für alle die es noch genauer wissen und helfen wollen: Zahlreiche Ortsstellen der Wasserrettung bieten Helfer- und Retterscheinkurse an: Zusätzlich sind für einen Überblick noch sogenannte 2-3 stündige „Laienkurse“ geplant, die für Interessierte die oben beschriebenen Schritte für eine Erste Hilfe bei Ertrinkungsunfällen in Theorie und Praxis zeigen.
Der Helfer- oder Retterschein ist auch der erste Schritt um als Einsatzkraft bei der Wasserrettung tätig sein zu können. Falls du dich dafür interessiert gibt es mehr Informationen dazu unter: Mitgliedschaft.