Landesverband Oberösterreich
ÖWR Kurzruf 130

Fließwasserseminar mit der Polizei

Steyr, 12.09.2020
© LPD OÖ Barbara RiedlEin eintägiges Fließwasserseminar der Österreichischen Wasserrettung gab 11 zukünftigen Polizistinnen und Polizisten die Möglichkeit, die Kräfte von Fließgewässern  am eigenen Leib zu spüren und so die damit verbundenen Gefahren besser abschätzen zu können.
 
Bei einem Notfall in einem fließenden Gewässer ist rasches Handeln nötig. Die Gefahren, die dabei durch Strömung und kalte Gewässertemperaturen auftreten, werden oft unterschätzt. Was kann in diesen Momenten getan werden, um einen Menschen aus einem Fließgewässer zu retten, wie groß ist die Gefahr für die Helfer*innen?  
 
Polizist*innen sind bei derartigen Notfällen oft die Ersten am Einsatzort. Im Rahmen ihrer umfassenden Ausbildung im Bildungszentrum Sicherheitsakademie Linz absolvieren die Lehrgangsteilnehmer*innen auch einen Rettungsschwimmkurs und lernen bereits dort, andere Personen aus dem Wasser zu bergen. Doch um die zusätzlichen Risiken von Fließgewässern abschätzen und bestmögliche Entscheidungen in derartigen Situationen treffen zu können, sind theoretische Kenntnisse über mögliche Gefahrenquellen und die praktische Erfahrung die beste Voraussetzung. Genau diese zusätzlichen Kenntnisse bietet das Fließwasserseminar, zu dem sich die Teilnehmer*innen freiwillig gemeldet hatten.   © LPD OÖ MIchael Dietrichl
 
Begleitet von Wildwasserrettern der Wasserrettung spürten die Seminarteilnehmer*innen bei den ersten Querungen, dass bereits geringe Strömungsgeschwindigkeiten und niedriger Wasserstand ausreichen um den sicheren Halt am Boden zu verlieren. Beim Schwimmen in der Strömung ist einiges mehr an Kraftaufwand als in einem stehenden Gewässer nötig, um wieder ans Ufer zu gelangen. Dazu kommen die Gefahren, die durch die kalten Wassertemperaturen und unsichtbare Hindernisse unter Wasser hervorgerufen werden. Auf dem Übungsprogramm standen zusätzlich der richtige Umgang mit einem Wurfsack und freies Retten ohne Hilfsmittel.
 
© LPD OÖ Barbara RiedlRichtig zur Sache ging es in den Weißwasserbereichen der Annawehr und Kugelfangwehr. Es kostet sicher Überwindung, das erste Mal in die schäumenden bis zu einem Meter hohen Wellen zu schwimmen und sich der starken Strömung zu überlassen. 
 
Besonders bei künstlichen Staustufen und Wehranlagen kann sich direkt nach einem Wasserfall eine sogenannte Wasserwalze bilden. Durch starke Rückströmungen, sogenannte Kehrwässer, werden Personen immer wieder in den Gefahrenbereich gezogen und können sich daraus selbst fast nicht mehr befreien. Bei stärkerer Strömung werden die Opfer wie in einer Waschmaschine immer wieder im Kreis unter Wasser gedrückt, zusätzlich ist der Auftrieb im Weißwasser durch die darin vermischte Luft stark verringert. Auch Ersthelfer, die ungesichert zu einem Verunglückten ins Wasser springen, erleiden unweigerlich das gleiche Schicksal.© LPD OÖ Michael Dietrich
 
Natürlich ist das Übungsgelände für das Seminar so ausgesucht, dass sich keine gefährlichen Wasserwalzen bilden. Aber auch hier werden die Teilnehmer*innen trotz Neoprenanzug der zusätzlichen Auftrieb gibt, immer wieder unter Wasser gedrückt, bis der Weißwasserbereich verlassen wird. 
 
Alle Lehrgangsteilnehmer*innen absolvierten auch diese Schwierigkeiten mit viel Einsatz und Begeisterung. 
 
Der Kurs wurde bereits mehrmals im Zuge der 2011 geschlossenen Kooperation Polizei und Wasserrettung erfolgreich in Steyr durchgeführt. ChefInsp. Harald Kling, der in Zusammenarbeit mit der Wasserrettung den Kurs organisiert, ist von den positiven Erfahrungen überzeugt. Zahlreiche Unfälle in Fließgewässern und Wehrbereichen in den letzten Jahren, darunter auch mehrere mit tödlichem Ausgang und die vermehrt auftretenden lokalen Hochwässer mit gefährlichen Sturzfluten zeugen davon, wie wichtig es ist, das Einsatzkräfte vor Ort Kenntnis über die Risiken und Gefahren von starken Strömungen haben.
 
Für die Wasserrettung ist es zusätzlich von Bedeutung, dass die Einsatzkräfte der Polizei die Aufgaben und die Leistungsfähigkeit der Wasserrettung kennenlernen um im Ernstfall noch effizienter zusammenarbeiten zu können.
 
Text: Martin Eberl