Landesverband Oberösterreich
ÖWR Kurzruf 130

Taucheinsatz der Wasserrettung OÖ bei Bergung eines Zweimasters am bayrischen Ammersee

St. Alban (Bayern) 22.-23.08.2020

Taucher*innen der Wasserrettung aus dem Landesverband OÖ sind seit Jahren mit Schiffsbergungen vertraut, nicht zuletzt bei einer spektakulären Bergung eines Holzbootes aus 135 Metern Tiefe aus dem Attersee.
 
Als Anfang vorige Woche, die Zweimastyacht „Sir Shackleton“ an ihrem Ankerplatz im Ammersee vor St. Alban versank, fragten die bayrischen Einsatzkräfte der Wasserwacht daher um Unterstützung an, da sie selbst nur über unzureichend Taucher*innen und Material verfügen. 11 Meter lang und knapp 10 Tonnen wiegt das Holzsegelschiff, das nun in ca. 7 Meter Tiefe lag, nur mehr ein Teil der Masten ragte über die Wasseroberfläche.
 
Wie sich in der Zwischenzeit herausgestellt hat, dürfte ein Materialbruch eines Kühlwasserschlauches die Ursache für das Volllaufen der „Sir Shackleton“ gewesen sein. Die Zweimast-Ketch, die von den Eignern für spezielle Segeltörns und als Seminarschiff angeboten wird, ist in der Region äußerst bekannt und beliebt, daher waren es nicht nur für die Besitzer bange Tage bis am Samstag die Wasserrettung Nußdorf mit 7 Einsatzkräften und dem nötigen Equipment anrückte. 
 
Noch am selben Tag wurde die genaue Lage des Schiffes mit einer Unterwasserdrohne der Wasserwacht Dießen vermessen und die Taucher*innen aus Oberösterreich brachten in einem ersten Schritt die Gurte für die Hebeballons an.
 
Am Sonntag begann dann unter der Leitung von Gregor Rader, Ortsstellenleiter der Wasserrettung Nußdorf am Attersee, die zentimeterweise Hebung. Dabei war die Aufgabe bei der Länge des Schiffes heikel, da sich der Rumpf mit Hilfe von Hebeballons möglichst waagrecht und austariert vom Untergrund lösen soll, um die Einsatzkräfte nicht in Gefahr zu bringen und zusätzliche Schäden am Schiff zu vermeiden. 
 
Dazu blasen die 5 Taucher*innen aus Pressluftflaschen, die sie zusätzlich zu ihrem eigenen Luftvorrat mitführen, die bis zu 2000 Liter fassenden Luftkissen auf. Es ist eine langwierige Arbeit, die mit viel Geduld und Präzision durchgeführt werden muss, da sich je höher man steigt, das Volumen der Kissen durch den geringeren Wasserdruck vergrößert und dadurch mehr Auftrieb erzeugt, der wieder ausgeglichen werden muss. Doch nach knapp acht Stunden ist es trotz schlechter Unterwassersicht gelungen, die „Sir Shackleton“ soweit an der Oberfläche zu bringen, dass sie nach dem Auspumpen in eine Werft geschleppt werden kann. Insgesamt waren neben den 7 Spezialist*innen aus Oberösterreich ca. 25 Einsatzkräfte der bayrischen Wasserschutzpolizei, Wasserwacht und Feuerwehr im Einsatz. 
 
Es bleibt zu hoffen, dass die Schäden an diesem wunderschönen Segelschiff mit Mahagoni-Rumpf aus dem Jahr 1952 vollständig behoben werden können und die „Sir Shackleton“ bald wieder als Stolz der Region mit geblähten Segeln über den Ammersee gleitet.
 
 
Text: Martin Eberl